eine Feld- und Haldenforschung
Teaser zu einem Mansfeld-Melodram — utopisch / dystopisch (gesprochen von Klaus Foth)
Hörspiel zu einer ostdeutschen ehemaligen Bergarbeiter-Provinz
Kein schöner Land — im vergangenen Jahr sprach ich mit Menschen im Mansfeld
’S schtickt dach in jeder Schlacke
ä linschen Silwer drinn.”
Die Zukunft des Mansfeldes ist keineswegs so düster wie seine Halden.
Das wenigstens ist die Kernaussage des entstehenden Hörspiels.
Als Hallenser und regelmäßiger Besucher der Mansfelder Region habe ich gegenwärtig die Gelegenheit, mit vielen Menschen aus Hettstedt und Umgebung über ihre Vorstellungen von einem künftigen Leben ohne Bergbau zu sprechen. Aus diesem Audiomaterial wird ein Hörspiel-Skript.
Die Figur des ehemaligen Bergmannes Thomas erfährt im geplanten Hörspiel zwei mögliche Szenarien:
Thomas, der nach der Wende eine selbsternannte “Karriere” im Westen mit eigentümlichen Gegenständen aus Schlacke hinlegen konnte, kommt nach 30 Jahren zurück nach Hettstedt, um die Schlackenhalden zu kaufen und sie im großen Maßstab zu weiteren verkäuflichen Dingen umzuwandeln.
Die Begegnung mit alten und neuen Kumpels allerdings lässt den halbgewalkten “Kleinunternehmer” unversehens zum lokalen Helden werden, der sich für eine Mansfelder Haldenlandschaft einsetzt, die mehr meint als nur Landmarken, die von einer Bergbauvergangenheit zeugen.
Sein Konzept einer „Umnutzung“ der Halden als „Identität“ stiftende Ausgangspunkte einer neuen Zuzugs- und Rückkehr-Kultur in die Region ist Ausgangspunkt alltäglicher Konfliktbilder und illustrer Utopien „made in Mansfeld“.
In einer zweiten Version ist Thomas in Therapie und arbeitet gemeinsam mit seinem Bruder und der Therapeutin das Scheitern eines wirtschaftlichen und sozialen Neustarts des Mansfelds auf.
Im Futur II wird der dann vergangene Niedergang von Bevölkerungsstruktur und die dann nahezu abgeschlossene Abwanderung kritisch reflektiert.
Die Hörspiele entstehen nahezu ausschließlich auf der Grundlage und unter Verwendung der aufgenommenen Gespräche vor Ort.
Auszug aus “Unter Uns” — Mansfeld-Broschüre, veröffentlicht vom Werkleitz e.V. Okt.2021
Audioportraits aus dem Mansfelder Land:
In Installationen und öffentlichen Gesprächssituationen fand und finden in Städten wie hier in Hettstedt Auseinandersetzungen zur Zukunft des Mansfeldes statt:
Permanent entstehen Gespräche mit Menschen aus dem Mansfeld als Basis für Hörspiel-Collagen zur Zukunft der Post-Bergbau-Region.
Jochen Miche (Copy-Shop-Betreiber und Herausgeber einer Online-Zeitung in Hettstedt)
Miche ist neben seiner Arbeit als selbständiger Service-Dienstleister auch aktiv bei den Freien Wählern und begeisterter Hettstedter und Mansfelder.
Dieter Borrmann ist Rentner in Burgörner und hat aktiv die Zeit des Ausstieges aus dem Bergbau miterlebt.
Für ihn sind Halden und Schlacke mehr als nur Relikte einer vergangenen Industrielandschaft.
Steffen Pfennigsdorf ist Handwerker und ein echter Mansfelder.
Carlo Walter arbeitet als Designer für Firmen auch jenseits der deutschen Grenzen, seine Zuneigung und Freizeit aber gehört dem Mansfeld.
Zur Zeit arbeitet Carlo u.a. an einem sanften Tourismus-Konzept für das Mansfeld — Fahrrad-Wege, Stationen an ehemaligen Bergbau-Zentren, Einbindung von Traditionsvereinen einerseits, modernen MusikveranstalterInnen andererseits.
Sandy Roß ist Mitarbeiterin der AOK Hettstedt. Sie hat mit Bergbau-Geschichte nicht viel am Hut; das Mansfeld selbst möchte sie aber gegen keinen anderen Landstrich eintauschen. Warum?
Sandy gehört wie Luisa zur Generation um die 35 — interessant, dass ganz ohne die Erfahrung des schweren Gelderwerbs Unter Tage ähnliche Qualitäten für ein Leben und Bleiben im Mansfeld ausschlaggebend sind.
Luisa Fingas ist Schulsekretärin und im Ort Hettstedt bestens vernetzt. Und das Wort Vernetzung ist für sie eigentlich ein Synonym für Solidarität und Zusammenhalt.
Paul Schulze arbeitet nicht im Mansfeld. Denn Arbeitsplätze für Schulabgänger sind rar nach dem Weggang der Bergbau-Folge-Industrien. Er arbeitet bei VW in Braunschweig, fährt aber nahezu jedes Wochenende ins Mansfeld. Eine Liebe zu Land und Leuten, die mehr meint als nostalgische Erinnerungen.
In seiner Freizeit repariert er mit Freunden alte Ost-Fahrzeuge. Eine Garage ist ausschließlich dafür reserviert. Und Freunde sind es auch, die ihn jedes Wochenende wieder nach Hettstedt ziehen.
Tizian Bialek mag den Ort Hettstedt und seine Halden. Eine Zukunft im Mansfeld allerdings sieht er kritisch. Zu wenig passiert, eigentlich nix.